Autor: Gebrüder Grimm
Es waren einmal ein Fischer und seine Frau. Die wohnten zusammen in einem alten Topfe, dicht an der See, an den der Fischer alle Tage ging und angelte. Und er angelte und angelte.
So saß er auch einst bei der Angel und sah immer in das klare Wasser hinein. Und er saß und saß.
Da ging die Angel auf den Grund, tief hinunter, und als er sie heraufholte, zog er einen großen Butt heraus.
Da aber sagte der Fisch zu ihm:
sagte der Mann,
Damit setzte er ihn wieder ins klare Wasser. Da ging der Fisch auf den Grund und zog einen langen Streifen Blut nach sich. Nun stand der Fischer auf und ging zu seiner Frau in den Topf.
sagte die Frau,
sagte der Mann,
fragte die Frau.
sagte der Mann,
sagte die Frau,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Der Mann wollte noch nicht recht, wollte aber seiner Frau nicht zuwider sein und ging hin an die See. Als er dort ankam, war die See ganz grün und gelb und gar nicht mehr so klar. So stellte er sich hin und sagte:
Buttje´ Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
Da kam der Fisch angeschwommen und sagte:
sagte der Mann,
sagte der Fisch,
Da ging der Mann hin und seine Frau saß nicht mehr in einem Topfe, sondern in einer kleine Hütte stand da, und seine Frau saß vor der Tür auf einer Bank. Da nahm ihn seine Frau bei der Hand und sagte zu ihm:
Da gingen sie hinein, und in der Hütte war ein kleiner Vorplatz und eine herrliche Stube und Kammer, wo für jeden ein Bett stand, und Küche und Speisekammer, alles aufs beste mit Gerätschaften und aufs schönste aufgeputzt, Zinnzeug und Messing, was da hineingehört. Hinten war auch ein kleiner Hof mit Hühnern und Enten und ein kleiner Garten mit Gemüse und Obst.
sagte die Frau,
sagte der Mann,
sagte die Frau. Und dann aßen sie und gingen zu Bett.
So ging das wohl acht oder vierzehn Tage, da sagte die Frau:
sagte der Mann,
sagte die Frau,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Dem Mann war sein Herz so schwer, und er wollte nicht. Er sagte bei sich selbst:
Er ging aber doch hin.
Als er an die See kam, war das Wasser ganz violett und dunkelblau und grau und dick, und gar nicht mehr so grün und gelb, doch war es ruhig. Da stellte er sich hin und sagte:
Buttje´ Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
fragte der Fisch.
sagte der Mann halb betrübt,
sagte der Fisch.
Da ging der Mann hin und dachte, er wolle nach Hause gehen, als er aber dort ankam, da stand dort ein großer, steinerner Palast, und seine Frau stand oben auf der Treppe und wollte hineingehen; da nahm sie ihn bei der Hand und sagte:
Und so ging er mit ihr hinein, und in dem Schlosse war ein großer Flur mit marmornem Estrich, und da waren so viel Bediente, die rissen die großen Türen auf, und die Wände waren alle blank und mit schönen Tapeten, und in den Zimmern lauter goldene Stühle und Tische, und kristallene Kronleuchter hingen von der Decke herab, und in all den Stuben und Kammern lagen Fußdecken und Essen und die allerbesten Weine standen auf den Tischen, als wollten sie brechen. Und hinter dem Hause war auch ein großer Hof mit Pferde- und Kuhstall und Kutschen aufs allerbeste, auch war dort ein großer, herrlicher Garten mit den schönsten Blumen und feinen Obstbäumen, und ein Lustwald wohl eine halbe Meile lang, mit Hirschen und Rehen und Hasen darin und allem, was man sich wünschen mag.
sagte die Frau,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Damit gingen sie zu Bett.
Am anderen Morgen wachte die Frau zuerst auf, es war eben Tag geworden, und jeder sah von seinem Bett aus das herrliche Land vor sich liegen. Der Mann reckte sich noch, da stieß sie ihn mit dem Ellbogen in die Seite und sagte:
sagte der Mann,
sagte die Frau,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Da ging der Mann hin und war ganz betrübt, dass seine Frau König werden wollte.
dachte der Mann. Er wollte nicht hingehen, ging aber doch hin.
Und als er an die See kam, da war die See ganz schwarzgrau und das Wasser gärte so von innen und roch ganz faul. Da stellte er sich hin und sagte:
Buttje Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
fragte der Fisch.
sagte der Mann,
sagte der Fisch.
Da ging der Mann hin, und als er an den Palast kam, war das Schloss viel größer geworden, mit einem großen Turm und herrlichem Zierat daran; und die Schildwache stand vor dem Tor, und da waren so viele Soldaten mit Pauken und Trompeten. Und als er in das Haus kam, war alles von purem Marmor mit Gold und samtene Decken und große, goldene Quasten. Seine Frau saß auf einem hohen Thron von Gold und Diamant und hatte eine große, goldene Krone auf und das Zepter in der Hand, das war von purem Gold und mit Edelsteinen besetzt. Ihr zu beiden Seiten standen sechs Jungfrauen in einer Reihe, immer eine einen Kopf kleiner als die andere. Da stellte er sich hin und sagte:
sagte die Frau,
Da stand er und sah sie an, und als er sie eine Zeitlang so angesehen hatte, sagte er:
sagte die Frau und ward ganz unruhig,
sagte der Mann,
sagte sie,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Da musste er hingehen. Als der Mann aber hinging, war ihm ganz bange, und als er so ging, dachte er bei sich:
Damit kam er an die See; da war die See noch ganz schwarz und dick und begann so von innen herauf zu gären, dass es nur so Blasen warf, und es ging ein Windstoß drüber hin, der sie aufwühlte, und den Mann kam ein Grausen an. Da stellte er sich hin und sagte:
Buttje´ Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
fragte der Fisch.
sagte er,
sagte der Fisch,
Da ging der Mann hin, und als er dort ankam, war das ganze Schloss von poliertem Marmor mit goldenen Figuren und goldenen Zieraten. Vor dem Tor marschierten die Soldaten, und sie bliesen Trompeten und schlugen Pauken und Trommeln. Aber in dem Hause, da gingen die Barone und Grafen und Herzoge nur so als Bediente herum, da machten sie ihm die Türen auf, die von lauter Gold waren. Und als er hineinkam, da saß seine Frau auf einem Thron, der war von einem Stück Gold, und war sechs Ellen hoch, und sie hatte eine mächtige, große goldene Krone auf, die war mit Brillanten und Karfunkelsteinen besetzt. In der einen Hand hatte sie das Zepter und in der andern Hand den Reichsapfel, und ihr zu beiden Seiten standen die Trabanten in zwei Reihen, immer einer kleiner als der andere, von dem allergrößten Riesen, der war über sechs Ellen hoch, bis zum allerkleinsten Zwerg, der war nur so groß wie mein kleiner Finger. Und vor ihr standen so viele Fürsten und Herzoge. Da stellte sich der Mann schüchtern hin und sagte:
sagte sie,
Da ging er näher hin und besah sie sich so recht, und als er sie eine Zeitlang so angesehen hatte, sagte er:
sagte sie,
sagte der Mann,
sagte sie,
sagte der Mann,
sagte die Frau,
Da wurde er bange und ging hin, es war ihm aber ganz elend zumute, er zitterte und bebte, und Knie und Waden schlotterten ihm. Und da strich ein Wind übers Land, und die Wolken flogen, als es düster wurde gegen Abend. Die Blätter wehten von den Bäumen, und das Wasser rauschte und brauste, als ob es kochte, und platschte an das Ufer, und in der Ferne sah er die Schifte, die schossen in der Not und tanzten und sprangen auf den Wellen. Doch war der Himmel noch so ein bisschen blau in der Mitte, aber an den Seiten zog es herauf wie ein schweres Gewitter. Da stellte er sich in der Angst recht verzagt hin und sagte:
Buttje´ Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
fragte der Fisch.
sagte der Mann,
Da ging er hin, und als er dort ankam, war es wie eine große Kirche, von lauter Palästen umgeben. Dort drängte er sich durch das Volk. Inwendig war aber alles mit tausend und tausend Lichtern erleuchtet, und seine Frau war in lauter Gold gekleidet und saß auf einem noch viel höheren Thron und hatte drei große goldene Kronen auf und um sie her so viel vom geistlichen Staat, und zu ihren beiden Seiten standen zwei Reihen Lichter, das größte so dick und groß wie der allergrößte Turm, bis zum allerkleinsten Küchenlicht; und alle die Kaiser und die Könige lagen vor ihr auf den Knien und küssten ihr den Pantoffel.
fragte der Mann und sah sie so recht an,
sagte sie,
Da stellte er sich hin und sah sie so recht an, und das war, als wenn er in die helle Sonne sähe. Als er sie eine Zeitlang so angesehen hatte, sagte er:
Sie saß aber ganz steif wie ein Klotz und rührte und regte sich nicht. Da sagte er:
sagte die Frau. Damit gingen sie beide zu Bett, aber sie war nicht zufrieden, und die Gier ließ sie nicht schlafen, sie dachte immer, was sie noch werden wollte.
Der Mann schlief recht gut und fest, er war den Tag viel gelaufen; die Frau aber konnte gar nicht einschlafen und warf sich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere und dachte nur immer, was sie wohl noch werden könnte und konnte sich doch auf nichts mehr besinnen. Mittlerweile wollte die Sonne aufgehen, und als sie das Morgenrot sah, richtete sie sich auf im Bett und sah dort hinein, und als sie aus dem Fenster die Sonne so heraufkommen sah
dachte sie,
sagte sie und stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen,
Der Mann war noch halb im Schlaf, aber er erschrak so sehr, dass er aus dem Bette fiel. Er meinte, er hätte sich verhört und rieb sich die Augen aus und fragte:
sagte sie,
Da sah sie ihn so recht groß an, dass ihn ein Schauder überlief.
sagte der Mann und fiel vor ihr auf die Knie,
Da kam sie in helle Wut, die Haare flogen ihr so wild um den Kopf, sie riss sich das Mieder auf, gab ihm eins mit dem Fuß und schrie:
Da schlüpfte er in seine Hosen und lief weg wie von Sinnen.
Draußen aber ging der Sturm und brauste, dass er kaum auf den Füßen stehen konnte. Die Häuser und die Bäume wurden umgeweht, und die Berge bebten, und die Felsen rollten in die See, und der Himmel war ganz pechschwarz, und es donnerte und blitzte, und die See ging in so hohen schwarzen Wellen wie Kirchtürme und wie Berge und hatten oben alle eine weiße Krone von Schaum auf. Da schrie er und konnte sein eigen Wort nicht hören:
Buttje´ Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."
fragte der Fisch.
sagte der Mann,
Dort sitzen sie noch beide bis auf den heutigen Tag.